Juni 2024 – Türkei – Gestrandet in den Bergen im Osten Anatoliens

Auf den Tag genau waren wir am Mittwoch, den 05. Juni, seit 6 Wochen unterwegs und seit 2 Wochen in der Türkei. Wir hatten einen sehr schönen Wild Camping Platz gefunden, ruhig an einem kleinen See inmitten der anatolischen Berge,

und waren noch etwa 650 km von der georgischen Grenze entfernt. Wir konnten uns nicht recht entscheiden, ob wir nach Norden zu den byzantinischen Sumela Klöstern und den berühmten Teeplantagen um Rize fahren sollen oder direkt weiter Richtung Erzurum und nach Georgien.

Auf jeden Fall wollten wir ein bis zwei Tage Pause einlegen, um einige Wartungs- und Abschmierarbeiten am Stony durchzuführen, Wäsche zu waschen und Organisatorisches zu erledigen. Beim Frühstück beklagten wir beide, dass wir viel zu wenig Zeit für die Türkei hätten, nur durchrasen, nur einige Touristen Hotspots streifen, und viel zu wenig Kontakt zu den Menschen bekommen würden…

Wir fuhren jedoch gut gelaunt los, bestaunten die wirklich unglaubliche Berglandschaft Ostanatoliens, als plötzlich die Kupplung nicht mehr funktionierte. Das Kupplungspedal fiel durch. Da waren wir gerade über den 2190 Meter hohen Kizildag  Gebirgspass gefahren. Natürlich hielten wir sofort an, Jürgen begann in der anatolischen Mittagshitze den Kupplungsnehmerzylinder auszubauen, um diesen evtl auszutauschen (einen Ersatz hat er mit). Danach entlüfteten wir zusammen noch die Kupplung, und waren guten Mutes weiterfahren zu können. Klappte leider nicht, die Kupplung machte schlimme Geräusche und funktionierte nicht. Was nun?

Wir hatten zum Glück Internet und konnten im nächsten, 30 km entfernten Ort, eine brauchbar aussehende Werkstatt finden. Ein hilfsbereiter LKW-Fahrer, den wir angehalten hatten, rief dort für uns an und hielt anschließend den Daumen hoch. Alles klar. Nach nicht einmal einer Stunde kam der Abschlepper, lud den Stony auf und fuhr uns nach Refahiye zu Onur Gencali. Da war es 17.00 Uhr, die Jungs machten sich sofort und professionell an die Fehlersuche und meinten, das Getriebe mit der Kupplung muss ausgebaut werden, um den Umfang des Schadens zu sehen. Das haben sie noch am Abend bis kurz vor Mitternacht gemacht. 

Ergebnis: die Kupplung ist komplett kaputt und muss ersetzt werden. Das ist eigentlich ein Standardteil, trotzdem ist es nicht so einfach, das hier zu besorgen. Und morgen ist Freitag und Wochenende…

Sowohl der Chef der Werkstatt, Onur, als auch wir suchten nach Lösungen. In einigermaßen Nähe, also bis ca. 300 km im Umkreis, gibt es 3 MAN Werkstätten. Die haben wir alle gefragt. Einen wichtigen Geschäftspartner von Tobi (4wheel24) in der Türkei, Recep, mit eigener Fahrzeugbaufirma, der fließend Deutsch spricht, haben wir angerufen, er will uns helfen. Beim ADAC haben wir um Hilfe bei einem möglicherweise notwendigen Versand angefragt.

Seitdem stehen wir hier mitten zwischen typischen türkischen kleinen Schrauberparadiesen auf dem Hof. Jetzt haben wir Zeit zu haben. Jetzt haben wir Kontakt zu den Locals. Direkt nach unserer Ankunft gab es Wasser und Tee und Stühle für uns und ob wir genug zu essen hätten und und und. Jürgen revanchierte sich mit seinen selbst gedrehten Zigaretten, und Clelia buk einen typischen deutschen Pflaumenkuchen für die ganze Mannschaft. Kommunikation via Google Translate funktioniert super. Englisch oder gar Deutsch spricht hier niemand. Hier ist garantiert touristenfreie Zone…

Auf jeden Fall richteten wir uns auf einen ungeplant längeren Aufenthalt hier ein…

Am späten Freitag Nachmittag kam Onur mit der Nachricht, er hätte die Ersatzteile gefunden, können am nächsten Tag da sein. Kurze Rücksprache, dann Jürgens OK: Machen. Noch waren wir skeptisch ob das alles klappt.

Mittlerweile haben wir uns auf dem Werkstatthof häuslich eingerichtet und sind mitten im Geschehen. Es herrscht trubeliges Gewusel, dauernd kommen Kunden mit allen möglichen Wehwehchen an den zum Teil abenteuerlich alten Autos, Moppeds, Traktoren, LKW´s. Unser Stony wird bestaunt. Wir werden zu allem möglichen ausgefragt, und auch wir fragen die Leute alles mögliche. Schließlich lädt Onur uns ein, uns den nahe gelegenen Dumanli Nationalpark zu zeigen. Das nehmen wir gerne an und bekommen Orte und Wege gezeigt, die wir so nicht gefunden hätten. Und Onur verspricht uns, dass wir am nächsten Tag, Samstag, mit unserem Stony in den Nationalpark fahren können…

Update Samstag Morgen: Ja, die Kupplung ist da. Das Paket wurde in Ankara einem normalen Reisebus mitgegeben. Eine ebenso unkonventionelle wie effektive Lösung. Und die Kupplung ist die Richtige.

Update Samstag Abend: Getriebe mit Kupplung ist drin. 

Nach einigen Probefahrten und einigem Nachjustieren der Schaltung ist klar, alles funktioniert einwandfrei, sogar besser als vorher. Über den Preis werden wir uns problemlos einig. Passt.

Wir sind sicher, dass diese Aktion in Deutschland nicht in der Zeit geschafft worden wäre. Und nicht zu dem (fairen) Preis.

Abschleppen

Das hatten wir noch nie: Stony muss abgeschleppt werden

Vor Werkstatt 1

Vor der Werkstatt richten wir uns häuslich ein

Getriebe raus nachts

Noch am Donnerstag haben die Jungs bis Mitternacht geschuftet und das Getriebe mit der Kupplung ausgebaut

Getriebe draussen

Das ausgebaute Getriebe liegt auf 2 alten Reifen

Kupplung kaputt 2

Die Kupplung ist hinüber. Jürgen weiß bis heute nicht, warum

Kupplung neu

Am Freitag organisiert, in Ankara in einen Überlandbus gesteckt, am Samstag morgen da - die neue Kupplung

Getriebe einbauen 1

Mit Wagenheber und Holzklötzen hieven die Jungs das Getriebe, das immerhin an die 200 kg wiegt, wieder hoch und justieren es passgenau

Getriebe einbauen 2

Fast geschafft

Preisverhandlung

Preisverhandlung und Kommunikation mit Google Translate

Nur und Jurgen

Onur ist ein feiner Kerl. Fachlich absolut top, fleißig und fair. Wer in der Gegend um Refahiye ist und Hilfe braucht, nicht nur bei einer Panne, auch bei Reparaturen oder Service, kann sich bei Onur melden. Wir empfehlen ihn ohne Wenn und Aber.

Onur Gencali otomotiv, Refahiye, +90 446 6112799

Onur

 

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