Mai 2024 – Türkei – Erste Tage in Ephesos – Pamukkale – Saldar Gölü

Die Fähre brachte uns am 22. Mai in einer 40 minütigen Fahrt von Chios nach Cesme. Die Einreise mit Pass- und Fahrzeugkontrolle inklusive Scannen des LKW lief effizient und professionell ab, nach 2 Stunden hieß es – Welcome to Turkey.

Am nächsten Tag versorgten wir uns erst einmal in Cesme mit einer Sim-Karte von Turkcell, einem HGS Maut-Sticker (gibt es auf der Post) und einigen Lebensmitteln, und dann war unser erstes Ziel

Ephesos

 

Blick zu Bibliothek

Blick zur Bibliothek

Ein Fazit vorneweg: Ephesos ist ein Erlebnis! Aber, es ist maßlos touristisch überlaufen und überteuert. Ein Ticket für 1.820 TL = 52€ (!) pro Person ist irgendwie OK, aber das ist schon ein happiger Touristenpreis…

Tipp: In der Nähe von Isparta gibt es eine ähnliche Ausgrabungsstätte Sagalassos, die weniger bekannt und überlaufen ist und einen Bruchteil kostet.

Genug geklagt, Ephesos zählt zu Recht zum Weltkulturerbe. Seine Besiedlungsgeschichte lässt sich bis 5000 vor Christus zurückverfolgen. Über Jahrhunderte war diese Hafenstadt der westliche Ausgangspunkt einer bedeutenden Handelsstraße nach Asien. Über Jahrhunderte wurden Kriege geführt, gewonnen und verloren, die Herrscher wechselten (mehrfach) von Byzantinern, Persern, Athenern, Spartanern, über Alexander dem Großen bis zu den Römern und den Osmanen. Ephesos war im römischen Reich die bedeutendste Stadt in Anatolien. Entsprechend glanzvoll wurde gebaut und gelebt. Mit dem Niedergang des römischen Reiches verlor auch Ephesos an Bedeutung: durch die Eroberung und Zerstörung durch die Goten im 3. Jahrhundert, Erdbeben, Überschwemmungen und Versandung des Hafens, Pest, und schließlich durch die Eroberung der Seldschuken im 11. Jahrhundert, wurde die Stadt schließlich im 14. Jahrhundert völlig verlassen und verfiel.

Die Ausgrabungen dauern schon ca. 150 Jahre, und es sind schätzungsweise gerade einmal 20% der Stadt freigelegt.

Wir sind abends angekommen und konnten problemlos auf dem gut ausgebauten Parkplatz direkt neben dem Eingang stehen und übernachten (200 TL = 5,70€). Morgens um 08:00 Uhr öffneten die Tore und wir waren mit die ersten die diese magische Stätte betreten durften. Wir hatten zu dieser frühen Stunde die Anlage fast für uns allein, konnten den Spirit der vergangenen Hochkultur intensiv spüren, und tolle Fotos schießen.

Wir sind „von unten nach oben“ gelaufen. Man kann sich aber auch mit Minibussen oder Taxi an den „oberen“ Eingang fahren lassen, läuft dann hinunter und kommt am Parkplatz an. So machen das die Touristenbusse. 

Nun, so haben wir das riesige Amphitheater, das angeblich Platz für 25.000 Personen bot, gleich am Anfang bestaunt.

Theater 1

 

Theater 2

Dann sind wir die sogenannte Marmorstraße zur Bibliothek gelaufen, einem Highlight der Anlage. Die Straße allein fasziniert schon deshalb, weil sie 2000 Jahre alt und absolut intakt ist. Ob unsere Autobahnen in 2000 Jahren noch funktionieren???

Marmorstrasse

 

Celsus Bibliothek

Tiberius Julius Celsus war römischer Konsul in Kleinasien. Er starb im Jahr 114. Sein Sohn Tiberius Julius Aquila baute zum Gedenken an seinen Vater eine Bibliothek auf dessen Grabkammer und verfügte testamentarisch den Weiterbau nach seinem Tod. So konnte die Bibliothek vom Enkel im Jahr 125 fertiggebaut werden. Die Bibliothek besaß damals 12.000 Bücher. Er hinterließ weiterhin die Summe von 25.000 Dinare für die Instandhaltung und den Kauf weiterer Bücher. 

Bibliothek

Die Bibliothek, ein prachtvoller Bau

Bibliothek 2

 

Bibliothek Detail

 

Bibliothek Statue

Der Eingang der Bibliothek ist mit wundervollen Statuen versehen

Nach der Bibliothek läuft man die sogenannte Kuretenstraße entlang. Römische Priester, die oft auch öffentliche Ämter bekleideten, nannte man Kureten. Rechts und links dieser Straße kann man diverse Reste von Gebäuden wie dem Bordell, öffentliche Toiletten, Tempel, Bäder und die sogenannten Terrassenhäuser – Wohngebäude der römischen Oberschicht – besichtigen.

Kuretenstrasse

Kuretenstraße, links der Hadrians Tempel

Medusa

 Hadrians Tempel, Göttin Fortuna

Terrassenhaus 1

Rechts in der Kuretenstraße befinden sich die sog. Terrassenhäuser. Wie heutzutage wohnten die Reichen und Schönen sehr erlesen. Die Ausgrabungen sind überdacht, innen führen Treppen und Wege durch eines der Wohnhäuser. Es gab kunstvolle Mosaik- und Marmorböden, Marmor und Bemalungen an den Wänden, Salons, Bäder und alle erdenklichen Bequemlichkeiten.

Terrassenhaus 2

Und dann, nach ca. 2 km intensiven Eindrücken, sind wir „oben“ angekommen. Hier sahen wir uns noch das Odeon, das Parlament an, ein kleinerer terrassenförmig angelegter Bau, ähnlich einem Amphitheater. Hier also haben die Senatoren vor 2000 Jahren flammende Reden gehalten, diskutiert und die Geschicke der Stadt entschieden. Wir sehen sie förmlich vor uns, die römischen Herren in ihren schicken Togen.

Parament

 

Überhaupt spüren wir den Atem der Geschichte durch diese alten Mauern und Statuen. In einer Zeit da in unserer Heimat unsere Ahnen noch mit Speeren jagten und in mehr oder weniger archaischen Familiensippen lebten, gab es hier eine zivilisierte Hochkultur mit unvorstellbarem Wohlstand – natürlich nur für die Privilegierten, nicht für das niedere Volk und erst recht nicht für die Sklaven, die ca. 50% der Bevölkerung von Ephesos ausmachten.

Nach 2 Stunden hatten wir also unsere Wanderung durch die antiken Reste geschafft, nun sahen wir auch die Massen an Touristen, die minütlich von immer weiter vorfahrenden Bussen ausgespuckt wurden, und die nun ihre Touren von oben herunter antraten. Auch wir mussten den Rückweg da durch antreten, waren froh, dass wir frühmorgens schon vieles erkunden durften ohne diese Massen, und entdeckten noch das eine oder andere Detail.

Zum Schluss gingen wir noch in das Museum auf dem Ausgrabungsgelände. Der Begriff Museum führt etwas in die Irre, denn hier bekommt man nur eine recht gut gemachte Videoshow zur Geschichte von Ephesos und der Bedeutung der Göttin Artemis gezeigt, also eigentlich wie im Kino. Das „richtige“ Museum mit ausgestellten Statuen befindet sich in der Stadt Efes, ebenso wie die Reste des Artemistempel.

Die griechische Mythologie sagt, dass das Orakel von Delphi, der Heimat des Apollon, ihr erinnert euch  ,die Gründung der Stadt Ephesos vorhergesagt haben soll. Artemis, Zwillingsschwester des Apollon und Tochter von Zeus und Leto, lebt in Ephesos und beschützt die Stadt. Deshalb wurde sie sehr von den Bewohnern verehrt.

Artemis ist die Göttin der Jagd, der Jungfräulichkeit, des Waldes, der Geburt und des Mondes sowie die Hüterin der Frauen und Kinder. Sie ist eine Kämpferin und eine starke Frau.

Artemis

Wir hatten uns viel Zeit genommen, den halben Tag sollte man auch wirklich einplanen für so ein großes Gelände mit so vielen interessanten Gebäuden und den Geschichten dahinter. Als wir mittags wieder an unserem Stony ankamen, waren wir beinahe zugeparkt und der Buszustrom war noch in vollem Gange. Bus- für Busladung voller Menschen – Wahnsinn.

Nichts wie weg hier.

Fazit noch einmal: Ja, Ephesos ist irgendwie ein Muss, nicht nur für Geschichtsinteressierte. 

Tief beeindruckt fahren wir weiter. Das nächste Ziel ist wieder ein touristischer Hotspot

Pamukkale

 

IMG 0406 

Wir erreichen nach etwa 150 km, teilweise über eine nagelneue Autobahn, am späten Nachmittag den Ort Pamukkale. Schon von Weitem kann man die schneeweißen Kalkterrassen sehen, wegen denen so viele Menschen diesen Ort sehen wollen.

Wir haben einen Tipp für einen genialen Freistehplatz bekommen – Danke an www.the-travely.com – den man wieder nur über eine steile schotterige Piste erklimmen kann. Kein Problem für unseren Stony. Direkt gegenüber schauen wir im Sonnenuntergang auf die Kalkfelsen. Der Ruf des Muezzin hallt über die Ebene – ein magischer Moment für uns. Wir sind im Reiseleben angekommen.

Pamukkale Abend

Die Kalkterrassen von Pamukkale werden nachts angestrahlt - Geschmackssache, aber magisch ist es allemal

Am nächsten Morgen heißt es wieder: ganz früh aufstehen. Um 05:00 Uhr trinken wir einen Kaffee, schauen den Vorbereitungen für ein tolles Spektakel zu und warten in der Morgendämmerung auf das Aufsteigen der Ballons. Gegen 06:00 Uhr steigen mehr und mehr davon in den wolkenlosen blauen Himmel. Die Sonne geht hinter uns in den Bergen auf. Wir sind fasziniert. So etwas Schönes haben wir bisher selten erlebt.

Pamukkale Sonnenaufgang

Morgens um 05:30 Uhr

DSC 0359

Eine Stunde Später, die Ballone werden zum Flug bereit gemacht, wir hören das Zischen der Gasbrenner

Pamukkale Stony Ballon

1 Ballon

Ballons

Gegen 08:00 Uhr ist das ganze Spektakel vorbei, die Ballone landen

Pamukkale Topbild

Auch in Pamukkale gibt es historische Ausgrabungen. Aber wir sind noch voller Ephesos-Eindrücke, und so lassen wir das aus, genauso wie die Tour durch die Salzterrassen. Von unserem Logenplatz beobachten wir wieder die Busparade, sehen die Touristenmassen und hören sie teilweise sogar. Wir gönnen uns ein spätes gutes Frühstück und fahren weiter zu einem sehr schönen See, dem

Saldar Gölü

 

Salda Golu 1

In einem kleinen Ort kaufen wir noch etwas Brot und Wasser, dann fahren wir auf einer gut asphaltierten kleinen Straße ostwärts direkt am See entlang auf der Suche nach einem guten Stellplatz. Zwar ist ein Parkplatz in iOverlander markiert, aber dort ist das Parken verboten. Auch sonst sieht es eher unwirtlich aus, ziemlich schwierig alles. Dann sehen wir links einen kleinen Pfad, gerade breit genug für ein Fahrzeug, zwischen Büschen und niedrigen Bäumen. Den probieren wir aus – und finden einen phantastischen Platz zum Wild Campen.

Koordinaten: 37.58593, 29.67139

Eigentlich wollen wir hier 2 Tage bleiben und ankommen. Leider zeigt das Barometer am Sonntag Regen an. Wir wollen unser Glück nicht herausfordern und am schlammigen Seeufer feststecken, also brechen wir doch nach einer ruhigen Nacht und einem sonnigen Tag auf.

Weiter der aufgehenden Sonne entgegen, immer weiter Richtung Osten.

Stony Fernsicht

Blick von unserem phantastischen Wild Camping Platz in Pamukkale über die weite Ebene

 

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