Georgien - Update Sonntag, 28. Juli 2024
Am Dienstag, 23. Juli, sollte unsere Kiste in Tiblissi ankommen.
Wir wollten also dienstags mit einem Mietauto von Kutaissi nach Tiblissi fahren, um die Importformalitäten in Ruhe mittwochs zu erledigen. Wir waren ein bisschen aufgeregt, weil wir nicht wussten, was da auf uns zukommen kann. Schon die Suche nach einem Mietauto wurde beinahe ein Fiasko. Zwar gibt es angeblich jede Menge Verleihfirmen, aber als Jürgen an die angegeben Adresse fuhr, war dort nichts, manchmal sogar nur eine Bauruine. Schön aufgemachte Webseiten, in denen Clelia ein Fahrzeug online (verbindlich) buchen konnte, stellten sich ausnahmslos als Luftnummer heraus. Erst meldete sich niemand und später, auf Nachfrage, kam per WhatsApp lapidar, sie hätten kein Auto. Unsere Nerven lagen blank…
Trotzdem verließen wir am Dienstag Morgen nach vollen zwei Wochen unseren Stellplatz im Hostel StepIn und fuhren unseren Stony ca. einen Kilometer zu Tegeta Motors (MAN). Wir konnten den LKW dort stehen lassen und vereinbarten die Reparatur für die kommenden Tage, sobald wir mit unserem Zwischengetriebe aus Tiblissi zurück wären. Dann fuhren wir mit einem Taxi zum Flughafen von Kutaissi, in der Hoffnung, dort ad hoc ein Auto mieten zu können. Und das klappte! Für 40€ pro Tag bekamen wir einen Suzuki Jimmy.
In Tiblissi fanden wir ein nettes kleines Hostel mitten in der Altstadt, mit free parking im Innenhof (Betlemi25). Abends bummelten wir durch die wunderschöne Altstadt, gingen wunderbar essen und am nächsten Morgen telefonierten wir mit Hilfe von Maria, die das Hostel führt, mit dem Cargo Center, um zu erfahren, ob unsere Kiste da ist und wo wir die abholen können. Das gestaltete sich schwierig, wir wurden von einem zum nächsten weitergereicht, um dann zu erfahren, dass die Ankunft sich verzögern würde, die Kiste kommt morgen (Donnerstag, 25. Juli).
Jetzt hatten wir also wieder Zeit. Eine Idee, die wir seit einigen Tagen hin und her wälzten, ist, unsere Reise durch Russland, Kasachstan und Usbekistan fortzusetzen, dann durch TURKMENISTAN zu fahren und von dort in den Iran einzureisen. In Turkmenistan waren wir 2016 schon und wer uns kennt, weiß, dass Clelia dort einen schweren Motorradunfall hatte, mit anschließend nicht so tollen Erinnerungen an turkmenische Krankenhäuser und Behörden. Trotzdem, diese Option klingt interessant. Also fahren wir doch einfach mal in die Botschaft von Turkmenistan und fragen, ob und wie das geht mit einem Visum.
Achtung: die Adresse auf Google Maps ist falsch, die Botschaft befindet sich hier:
42 Budapeshti St (41.7313036, 44.7544588)
Der Mitarbeiter war sehr freundlich, allerdings gibt es in der Botschaft keine Visa. Transitvisa gibt es gar keine mehr, nur mit einer Einladung, also über eine Agentur, am besten im Heimatland. Oder ein Touristenvisum, das über ein turkmenisches Reisebüro organisiert wird, aber dann die Reise nur mit einem Führer erlaubt.
OK, jetzt sind wir schlauer. Diese Option ist noch nicht vom Tisch, wird aber schwierig. Wir verbummeln den Tag, essen abends wieder sehr gut in der trubeligen Altstadt und hoffen für den kommenden Donnerstag das Beste.
Der Flughafen Tiblissi ist außerhalb der Stadt, eine breite Autobahn führt dorthin, das Cargo Center ist ausgeschildert, wir finden es problemlos. Ja, die Kiste ist da, aber es müssen noch Papiere fertig gemacht werden. Wir sollen um 19:00 Uhr wiederkommen. Wir fragen extra nochmal nach, ja, 7 pm. Also wieder warten, im Flughafengebäude nebenan. Kurz nach 6 fahren wir wieder zum Cargo Center, bekommen einen Stapel Papiere und müssen jetzt zum Customer Service Center, um den Import vorzunehmen. Tja, das hat aber schon geschlossen. Hätte man ja auch gleich sagen können.
So langsam verlieren wir unsere stoische Geduld und werden ziemlich dünnhäutig. Wir können unser Zimmer im Hostel noch für eine Nacht bekommen, fahren wieder dorthin, bestellen uns diesmal Essen und sitzen das jetzt einfach aus. Was bleibt uns auch anderes übrig. Zum Glück haben wir das Auto vorsichtshalber von vornherein bis Freitag gemietet.
Freitag, um 10:00 Uhr, öffnet das Customer Center. Und hier können wir ehrlich sagen, dass alles reibungslos geklappt hat. Die Mitarbeiterin hat uns sehr geholfen und alles für uns erledigt. Es gibt ein e-Declaration Portal, in dem die Importangaben gemacht werden müssen. Allerdings ist alles nur in Georgisch. Selbst wenn es Englisch oder gar Deutsch wäre, ist jeder Normalo vollkommen überfordert, was dort alles eingetragen werden muss. Die Zollmitarbeiterin war absolut fit und wusste genau was sie tut. Wir hatten alle Papiere dabei (Ausfuhrdokumente von Auto Gilles, Rechnungen, Frachtbrief, Pass, eine georgische Adresse für die Einfuhr – das StepIn). Trotzdem hat das ganze Procedere 3 Stunden gedauert. Wir mussten die georgische Mehrwertsteuer bezahlen sowie Gebühren von 200€. Das war´s. Georgien und die EU haben ein Freihandelsabkommen, deshalb fällt kein Zoll an.
Mit noch mehr Papier ging es jetzt zurück in das Warenlager. Hier prüfte der Zoll nochmal den Inhalt unserer Kiste, warum wir dieses Teil importieren. Nochmal Gebühren, diesmal für „Handling“ 50€, und dann kam jemand mit dem Stapler und unserer Kiste. Als wäre sie exakt für unser Auto gebaut worden, passte sie haargenau in den kleinen Jimmy. Der ging zwar ein bissel in die Knie bei dem Gewicht von knapp 200 kg, aber wir sind am Freitag ohne Probleme wieder nach Kutaissi gekommen. Die Kiste wurde bei MAN abgeladen, das Mietauto wieder zum Flughafen gebracht, und abends um 20:00 Uhr waren wir endlich wieder in unserem Stony.
Ob MAN morgen, samstags, unser neues Zwischengetriebe einbauen kann? Nein, können sie nicht. Die Mechaniker sind spezialisiert, und der Getriebeprofi ist erst am Montag wieder da. Das halten wir jetzt auch noch aus. Wir stehen auf dem Hof von MAN, können hier unser Zeug machen und übernachten. Und so kommt es, dass Jürgen am Sonntag am Stony Räder tauscht und einige Kleinigkeiten prüft und repariert und Clelia innen alles gründlich saubermacht.
Seit gestern haben wir dazu auch noch einen Hundewelpen hier, völlig ausgehungert, lieb und soooooo süß…
Endlich! Unsere Kiste kommt aus dem Zoll Lager...
... und passt haargenau in unser Auto.
Nach 3 Stunden Kampf können wir vom Hof fahren.
Unendlich viel Bürokratie und Papier.
Eigentlich cool, Anmeldung des Import online. Aber nur in Georgisch.
Unser "Blick" aktuell. Wir stehen gut und sicher auf dem Werkstatthof von MAN.
Sonntag: Räder wechseln (einer war ungleich abgefahren)...
... und großer Hausputz.
Den kleinen Kerl möchten wir am liebsten mitnehmen.