Juli 2024 – Georgien – Wie geht es jetzt weiter?

„Leben ist, was passiert, während du dabei bist, Pläne zu machen“

John Lennon

Der Reparaturversuch am Zwischengetriebe ist gescheitert.

Schon nach ca 200 km Fahrt (auf gerader Asphaltstrecke, ohne offroad) gingen die Schleifgeräusche wieder los und wurden lauter. Jürgen hat das Getriebeöl daraufhin nochmals kontrolliert. Ergebnis: es ist kohlschwarz und es sind kleine Ablagerungen sichtbar. Normal wäre es hell, ähnlich wie Olivenöl. Das bedeutet, es ist zu heiß geworden und verbrannt. Das bedeutet, es ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. So können wir nicht weiterfahren.

Was sind die Optionen?

  1. Wir nehmen unser Zwischengetriebe nochmal auseinander, versuchen es nochmal zu reparieren. Allerdings haben wir im Reparaturhandbuch von MAN gelesen, welche Schritte genau zu absolvieren sind. Unter anderem müssen bei einem Zusammenbau diverse Einstellungen vorgenommen werden, mit Spezialwerkzeugen, teilweise in 0,05 mm Schritten. Genau das ist hier das Problem, das macht und kann hier niemand. Deshalb war offensichtlich der erste Reparaturversuch nicht dauerhaft erfolgreich. Das getauschte Lager hatte zu viel Spiel oder saß zu straff. Wenn, dann muss ein erfahrener Aufbereiter sich daran machen. Mehrere Fachleute raten uns davon ab, das wäre alles nur noch mehr Gemurkse. Wenn überhaupt, dann versucht Jürgen irgend etwas zu basteln, so dass wir wenigstens nach Hause fahren könnten.

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  1. Wir bekommen ein gutes Zwischengetriebe, können es bezahlen, bekommen es nach Georgien oder die Türkei transportiert. Es wird eingebaut und wir fahren nach Hause, denn unsere Reisekasse ist dann leer. Immerhin ist der Stony dann aber vernünftig repariert.
  1. Wir bekommen ein gutes Zwischengetriebe zu einem vernünftigen Preis, bekommen es nach Georgien oder die Türkei transportiert. Es wird eingebaut und wir fahren weiter, vorausgesetzt wir verkürzen unsere Route und treiben Geld auf.

Es ist Sonntag, der 07. Juli. Wir stehen an einem der Lost Places, an einem leerstehenden Sanatorium, im Schatten alter Bäume. Um hier nicht im Nirgendwo manövrierunfähig und ohne Infrastruktur zu stehen, beschließen wir, die Fahrt in das ca 20 km entfernte Kutaissi zu wagen. Es klappt, Stony fährt noch, aber es wird immer kritischer mit den Geräuschen. Viel geht hier nicht mehr.

In Kutaissi ziemlich im Zentrum gibt es ein sehr nettes Hostel „StepIn“, hier können wir im Garten stehen für kleines Geld. MAN ist 1 km entfernt, wir haben Internet, kleine Minimärkte in der Nähe, Jürgen kann schrauben und Clelia Wäsche waschen. Tja, und seitdem stehen wir hier:

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Weitere Recherchen und der Austausch mit erfahrenen Fachleuten ergeben: das Zwischengetriebe ist wohl nicht mehr zu retten. Wenn es auseinandergebaut wurde, muss beim Zusammenbauen alles mögliche auf 10tel Millimeter genau eingestellt werden. Das ist in Tiblissi nicht passiert. Die Jungs haben sauber und ordentlich gearbeitet, sind gute Schrauber, keine Frage. Aber es ist eben leider nicht damit getan gewesen, das Lager zu tauschen und alles wieder irgendwie einfach zusammenzustecken.

Jegliche weiteren Reparaturversuche würden alles nur verschlimmern und verbraten sinnlos weiteres Geld. Wenn überhaupt, kommt das allenfalls als Notlösung infrage, um Richtung Heimat zu kommen, auf keinen Fall um weiter zu reisen.

Um Weiterreisen geht es plötzlich gar nicht mehr, sondern darum, unseren Stony überhaupt wieder fahrtüchtig und nach Hause zu bekommen. Worst Case Szenario ist, das Zwischengetriebe ganz auszubauen, eine Kardanwelle ein-, auf Heckantrieb umzubauen und dann quasi ohne 4x4 nach Hause zu fahren. Nicht ganz so einfach, aber machbar…

Wir verfolgen also die Reparaturvariante nicht weiter, sondern suchen nach einem neuen oder guten gebrauchten Zwischen (bzw Verteiler) -getriebe für unseren MAN L2000, mit permanentem Allrad. Ziemlich speziell und sehr schwierig überhaupt zu finden.

Viele Freunde und Bekannte unterstützen uns bei der Suche, geben uns Kontakte, haben ihre Communities mobilisiert und fleißig geteilt. Ganz großes MERCI.

Ein ganz großes Dankeschön möchten wir insbesondere sagen

Tobias (Tobi) Teichmann, Inhaber von 4wheel24 und Jürgens Chef – für seine Expertise und die gemeinsame Ursachenforschung. Ziemlich schnell hat Tobi gemeint, „ihr braucht ein neues Zwischengetriebe“…

Unserem Freund Armin, der uns Teile seines MAN Werkstatthandbuches geschickt und den Kontakt zu seinem „Lieblingswerkstattmeisters“ vermittelt hat:

Andreas Bickhardt, Niederlassungsleiter von MAN Kirchheim – für gute und wichtige Hinweise zu möglichen Reparaturen, bis hin zu der Möglichkeit, unser Teil zu ihm nach Deutschland zu schicken, es dort zu reparieren und wieder einzubauen. Auch er ist der Meinung „ihr braucht ein neues Zwischengetriebe“…

Stephan Schweyer von Toni Maurer, eigentlich die erste Adresse bei der Suche nach LKW Teilen jeder Art – der selber seine Kontakte durchforstet und mit gesucht hat, und der letztlich die Frage, welches VTG genau es denn nun sein muss (102, 103, 1002, P oder ZVA, und und und) klären konnte.

Ralph, eine Reisebekanntschaft, der selber vor einigen Wochen ein kaputtes Zwischengetriebe hatte, und der uns viele mögliche Adressen geschickt hat, die wir alle kontaktieren konnten. Darunter auch Auto Gilles.

Harry, pensionierter Mechanikerfuchs und ein Freund von Jürgen II von Fuxdeibelswuld, einer weiteren Reisebekanntschaft. Die beiden Jürgen hatten zusammen in Tiblissi alles zum Thema Zwischengetriebe durchdiskutiert. Auch Harry meint nach telefonischer Ferndiagnose: „dös wird nix mehr. Ihr braucht a neies.“

Zunächst sieht es sehr danach aus, dass es solch ein Zwischengetriebe überhaupt nicht auf dem Markt gibt. Dann schwirren Preise von zig Tausend Euro durch den Raum, teilweise fünfstellig… Selbst wenn wir wollten oder müssen, das können wir finanziell nicht stemmen. 

Unser Optimismus wird auf eine harte Probe gestellt. Unser Mut sinkt. Die Erkenntnis, dass unsere Reise hier wohl zu Ende ist, bahnt sich sehr langsam, aber stetig ihren Weg in unsere Köpfe. So lange haben wir auf diese freie Zeit hingearbeitet. So viele Stunden hat Jürgen an unserem Stony gebaut. Wir haben geflucht, mehr als einmal an´s Aufgeben gedacht, aber wir haben trotzdem immer weiter gemacht. Wir haben mit unseren Arbeit- und Auftraggebern gesprochen und diese Auszeit verhandelt. Wir haben gespart. Familienkrach ausgehalten (weil unsere Eltern es gar nicht lustig finden, dass ihre Kinder „schon wieder“ so einen Blödsinn machen und in der Weltgeschichte herumfahren). Wir haben unsere Wohnung untervermietet, den LKW Führerschein gemacht, unsere Zelte in Deutschland zumindest vorübergehend abgebrochen. Das war ein riesiger Kraftakt. Und jetzt soll alles nach gerade einmal 3 Monaten vorbei sein?

Update Donnerstag, 11. Juli:

Wir haben ein Zwischengetriebe gefunden, bei Auto-Gilles in Kalkar. Der Tipp kam vom Wettbewerb, ausgerechnet. Es sieht gut aus, es sollte passen (99,9%), und es kostet inklusive Kiste 4.522€, das ist viel, aber OK.

Den Transport haben wir mit Olaf Kleinknecht und der Firma in-time Hamburg vereinbart. Die hatten seinerzeit schon unsere beiden Motorräder nach Dubai gebracht. Schnell, professionell und zuverlässig. Wir empfehlen ihn ohne Einschränkung. Der Transport per Flug kostet 977€. Wenn alles klappt, ist die Kiste am 23.Juli in Tiblissi. Dort holen wir sie ab, bringen sie nach Kutaissi und Jürgen baut das Zwischengetriebe, mit Support von MAN, ein.

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 unterwegs zu uns nach Georgien

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Das zumindest ist der Plan…

Um unsere Finanzen wieder aufzufüllen, haben wir uns entschlossen, unseren 6-Zylinder-Motor, aus einer ehemaligen Feuerwehr, der eigentlich mal in unserem Stony den aktuellen 4-Zylinder-Motor ersetzen sollte, zu verkaufen. 

Update 19. August: Der Motor ist VERKAUFT!

 

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Motor und Getriebe 6 Zylinder, 224 PS, 51.000km

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aus einer gut erhaltenen Feuerwehr.

Schweren Herzens hat Jürgen auch seine geliebten Hutchinsonfelgen verkauft, die wir ja ohnehin nicht auf dieser Reise aufgezogen haben.

Auch ihr könnt uns helfen.

Hier im Menü gibt es einen Spendenbutton. Via Paypal könnt ihr uns sehr einfach Geld schicken. 

Wir wollen nicht betteln, aber wir haben durch die Reparaturen (Kupplung in der Türkei, Reparatur in Tiblissi und jetzige, hoffentlich letzte, Reparatur) insgesamt fast 12.000€ bezahlt. Geld, das so eigentlich nicht eingeplant war. Zwar hatten wir natürlich eine Reserve für außerplanmäßige Kosten geplant, aber diese ist aufgebraucht, und ein bisschen mehr dazu. Auch wenn wir ein hochpreisiges sogenanntes Expeditionsmobil fahren, sind wir keine reichen Leute.

Wenn euch also unsere Reise interessiert, euch inspiriert und Freude bereitet, spendet uns bitte einen Betrag eurer Wahl. Jeder einzelne Euro freut und hilft uns.

Damit wir unser Ziel erreichen: den Elefantenfelsen in Saudi-Arabien.

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