Oktober/November 2024 – Oman 1001 Nacht
"Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende."
Demokrit, ein frühgriechischer Philosoph, ca. 400 v.Chr.
Für Saudi-Arabien haben wir Visa die ein Jahr gültig sind, die mehrfache Ein- und Ausreise ermöglichen und einen Aufenthalt von insgesamt 90 Tagen erlauben. Jetzt, Ende Oktober, ist es aber immer noch zu heiß, insbesondere in der Wüste. Deshalb sind wir zügig durch das Land gefahren, um schnell in den Oman, an die Küste zu kommen, die etwas kühler ist. Erst Ende Dezember werden wir wieder nach Saudi-Arabien zurückkehren.
In den Oman kann man entweder durch die VAE gelangen, oder über eine Grenze im Südosten von Saudi-Arabien. Von Shubaytah, dem Start und Ziel unserer Rub al Khali- Tour, führt eine asphaltierte Straße zu dieser Grenze. Es sind etwa 270 km immer entlang der Dünen der Rub al Khali. Diese Dimensionen sind einfach unwirklich. Auf der gesamten Strecke kommt weder ein Ort, noch Tankstellen oder Einkaufsmöglichkeiten. Erst kurz vor der Grenze können wir tanken.
Für den Oman haben wir online Visa beantragt und per Mail bekommen. Sie berechtigen für die einmalige Einreise und einen Aufenthalt von 30 Tagen.
Die Grenze ist super modern. Es ist nicht gerade viel los hier. Alle sind freundlich. Alle scheinen sich zu freuen, dass wir hier sind. Sie staunen, weil wir aus Deutschland mit dem eigenen Auto bis hierher gefahren sind. Das kommt anscheinend noch nicht so oft vor. Nach nicht einmal anderthalb Stunden sind wir im Oman.
In einem neuen Land kaufen wir immer zuerst eine neue Sim- Karte. Außerdem brauchen wir Wasser und Lebensmittel. Unser Stony braucht dringend eine gründliche Reinigung nach den Tagen in der Wüste… Wasser bekommt man im Oman in jeder größeren Stadt übrigens in speziellen Wasserverkaufsstellen. Oder auf dem Land irgendwo im Nirgendwo an einer Wasserstelle.
Mitten im Nirgendwo gibt es eine Wasserstelle. Allerdings ist der Druck so gering, dass es ewig dauert bis unser Tank voll ist.
Besser geht es an einer Sanitäranlage, die es an Picknickplätzen und Stränden gibt, und die ausnahmslos pikobello sauber sind.
Nach der Wüstentour sieht unser Stony überall SO aus...
... deshalb gönnen wir ihm in Nizwa eine große Wäsche.
Einkaufen, wenn wir ganz neu in einem Land sind, finden wir total spannend. Im Oman gibt es super frischen Fisch, der zudem noch richtig billig ist. Ein Traum.
Dann fahren wir in das
Hadschar Gebirge.
Dort, auf 2.000 Metern Höhe, finden wir endlich die ersehnte kühle frische Luft. Tut das gut. Hier stehen wir ein paar Tage an unterschiedlichen Plätzen, einer schöner als der andere. Genießen das phantastische Wetter und die tolle Landschaft. Auf einem Plateau können wir von dort aus den höchsten Berg des Oman, den 3.000er Jabal Schams, sehen. Vor acht Jahren waren wir schon einmal mit unseren Motorrädern im Oman. Damals konnten wir nicht auf das Plateau hinauf, nur Allradfahrzeuge mit Untersetzung waren erlaubt, das wurde an einem Checkpoint kontrolliert. Die Straße bzw. Piste hinauf ist wirklich steil und streckenweise abenteuerlich, aber eigentlich empfanden wir sie als gut fahrbar (bei trockenem Wetter).
Auf über 2.000 Metern Höhe. Gegenüber sehen wir den Jabal Schams, mit über 3.000 Metern der höchste Berg des Oman.
Wir stehen auf einem Plateau mit spektakulärer Aussicht über das Hadschargebirge. Die Abbruchkante vorn geht mehrere Hundert Meter steil nach unten.
Hier treffen wir Ralph und Nicole mit ihrem MAN.
Wir genießen die frische Bergluft und die angenehmen Temperaturen...
... und bleiben mehrere Tage hier oben.
Auch ein paar routinemäßige Wartungsarbeiten werden erledigt und machen bei fluffigen 28 Grad und im Schatten natürlich mehr Spaß.
Nach so langer Zeit in Wüsten und Steppen war das ein echtes Highlight. Trotzdem zieht es uns weiter – nach
Nizwa.
Auch hier waren wir vor acht Jahren schon, und wir erinnern uns an den tollen authentischen Bazar. Freitags findet der Viehmarkt statt. Ab 06:00 Uhr geht es los. Und es geht wild zu, nichts für Zartbesaitete… So stellen wir uns vor, ist es genau vor 10, vor 100 oder mehr Jahren abgelaufen. Es wird geschrien, gefeilscht, geschimpft – und am Ende die Geschäfte gemacht und per Handschlag besiegelt. Nach zwei Stunden ist alles schon vorbei, der Platz leert sich.
Der Bazar ist wie eine kleine Stadt. In verschiedenen Markthallen werden alle möglichen Sachen angeboten: Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Töpfe, Haushaltwaren, Gewehre und Messer, … Wir kaufen einige phantastische Gewürze und freuen uns darüber wie kleine Kinder an Weihnachten. Es ist diese ganz spezielle Magie eines orientalischen Marktes, dem wir uns hingeben.
Freitag Morgen auf dem Markt
Ab 06:00 Uhr geht es los
Es wird gefeilscht was das Zeug hält
Und es ist ein Riesenradau
Auch Obst und Gemüse werden feilgeboten, teils in Hallen, teils draußen
Hier gibt es Messer, Säbel, Dolche und Gewehre
und hier findet wohl jeder seinen Topf und seinen Deckel
Der Oman ist groß, aber wir haben viel Zeit. Schon nach unserer langen Motorradreise 2016 haben wir den Oman als eines der sichersten und freundlichsten Länder der Welt empfunden. Das ist immer noch so. Die Menschen sind dermaßen höflich und freundlich, alles läuft sehr ordentlich ab, wir fühlen uns absolut sicher, müssten nicht mal unseren Stony abschließen. Und es gibt sagenhafte Landschaften zu entdecken.
Von Nizwa geht es auf beinahe schnurgerader guter Asphaltstraße (31) ca. 900 km durch die Wüste nach Salalah. Dorthin wollen wir. Auf dem Weg liegt das Gebiet eines ausgetrockneten Wadi, mit den
Skulpturen aus Kalkstein,
ein kleiner Geheimtipp (aus dem Offroadbuch der www.Pistenkuh.de).
Wir biegen bei Al Ghabah links ab auf eine geschobene Piste, folgen dem Track und finden nach wenigen Kilometern eine bizarre Landschaft aus teils verwitterten Steinformationen, in denen man nach Herzenslust durch den Sand und zwischen den Felsen herumkurven kann. Ein Riesenspaß ist das. Und wieder sind wir ganz allein hier.
Von der Hauptstraße 31 geht es wenige Kilometer auf einer breiten geschobenen Piste in die Wüste hinein
und dann kann man nach Herzenslust mitten drin herumstromern...
... tolle Felsen entdecken,
sich durch bizarre Felsen hindurch zirkeln
Dieser Stopp ist ein Geheimtipp und hat sich echt gelohnt.
Die Strecke bis Salalah zieht sich. Wir schnurren einfach nur die Kilometer herunter. Aber es hat sich gelohnt – wie in einem orientalischen Märchen aus 1001 Nacht wiegen sich Palmen sanft im warmen Wind, das Meer glitzert, der Strand strahlt weiß wie Puderzucker, Bananen, Papaya wachsen neben exotischen Blumen. Wir sind im Paradies gelandet, am
Coconut Beach von Salalah.
Soooooo kitschig. Es sieht aber wirklich genau so aus
So schauen wir durch unser großes Dachfenster in den Himmel und die Palmen. Wir haben aber schon darauf geachtet, nicht direkt unter einer Palme voller Kokosnüsse zu stehen.
Und wieder treffen wir Nicole und Ralph. Sonst aber niemanden.
Nelly ist und bleibt ein Wüstenhund. Wasser ist ok, muss aber nicht sein. Und Wellen machen ihr Angst.
Eine frische eisgekühlte Kokosnuss direkt von einem Straßenverkäufer, hmmmm, lecker.
Direkt an der Straße gibt es diese tollen Stände mit frischem Obst. Da können wir nie widerstehen.
Aber wir haben noch einiges zu erledigen in Salalah. So ist in unserer Elektroversorgung noch irgendwo der Wurm drin. Es scheint, dass tagsüber durch das verbliebene Solarpaneel nicht genug Strom produziert wird. Wir beschließen hier nach einem neuen Paneel zu schauen. In Salalah gibt es eine Industrial Zone, ein Paradies ganz eigener Art für Jürgen. Hunderte Schrauberbuden, Geschäfte, Verkaufsstellen für Kamelfutter bilden eine bunte quirlige Mischung. Nach einigem Suchen finden wir genau den richtigen Laden und genau den richtigen Mann, und kaufen ein genau passendes Solarpaneel. Ein paar Straßen weiter wird das abends noch direkt auf das defekte Paneel befestigt. Seitdem klappt wieder alles. Noch ein paar Tage verbringt Jürgen mit dem Nachjustieren in der Victron App, damit die Steuerung auch weiß wann die Batterien tatsächlich voll sind.
Nach Clelias Paradies waren wir in dem von Jürgen - der industrial zone. Abends wird unser neues Solarpaneel noch angebracht.
Dann fahren wir weiter, Richtung Westen. Denn ein weiteres Paradies wartet auf uns, der
Fazayah Beach.
Eine Schotterpiste führt hinunter zu diesem Traumstrand
... an dem wir wunderbar stehen.
Vor uns Sand und Meer, hinter uns eine beeindruckende Felswand
Hier treffen wir Ralph und Nicole wieder, Wadim und Larissa, mit denen wir schon in Nizwa zusammen über den Basar geschlendert sind, und ein nettes französisches Paar mit ihrem Unimog. Wir sitzen abends am Feuer, tauschen Reisegeschichten aus und genießen unser Vagabundenleben.
Tja, und diese zufällige Bekanntschaft mit Gilles und Muriel wird Folgen haben. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch, wir ticken ähnlich und wir haben beide total Bock auf die omanische Rub al Khali. Spontan wieder einmal, verabreden wir uns zwei Tage später in Al Hashman, einem kleinen Ort 300 km entfernt mitten in der Wüste, dem Einstieg zum Track der Pistenkuh:
Zu den Sterndünen in der Rub al Khali.