September 2024 – Iran – wundervolle Orte, wundervolle Menschen
"Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht?"
George Bernard Shaw
Es ist die Crux an zu hohen Erwartungen – man wird in der Regel enttäuscht.
Esfahan, die Hälfte der Welt
Wir hatten Esfahan schon 2016 bei unserer Motorradreise gesehen. Das etwas verklärte Bild aus 1001 Nacht gab es damals schon nicht. Hier und da blitzte der märchenhafte Charme dieses Ortes auf, durchaus. Aber wie bei so vielen Orten dieser Welt hatten auch hier Kriege, Zerstörung und, nicht zu vergessen, unglückliche Renovierungs- und Neubauprojekte der Stadt die Seele geraubt. Weder von der sagenhaften Bibliothek, noch von den herausragenden Universitäten des Altertums ist etwas erhalten.
Diesmal, acht Jahre später, ist es leider nicht besser geworden. Zwar bezaubert der Imam Platz mit seinen Basaren noch immer. Zwar sind immer noch die meisten Menschen sehr freundlich und freuen sich ganz offensichtlich, dass Gäste ihr Land besuchen. Aber es sind eben wirklich sehr wenige ausländische Besucher da.
Durch den Stress mit der verschwundenen Nelly hatten wir keine rechte Lust auf sightseeing. Hier sind trotzdem ein paar aktuelle Impressionen.
Meidan-e-Emam Platz im Morgenlicht
Vom Platz aus geht es direkt zum Teppichbasar
Ali Bordbar erklärt uns die Entstehung seiner Teppiche.
kunstvolles Handwerk
Im Garten des Chilla Hostels gibt´s ein Fotoshooting mit Reisenden, später werden wir interviewt "Wo ist Nelly?"
2024 - Clelia auf dem Emam Platz, vor der Moschee,
2016 - gleiches Motiv, gleiche Person.
Danach ist das
Tak Taku Guest House,
auf der Strecke zwischen Esfahan und Naín, der perfekte Platz um ein paar Tage auszuruhen, Sachen am Auto zu machen, Wäsche zu waschen und andere Reisende zu treffen. Mohammad, der Gastgeber, ist unglaublich fürsorglich. Mit großem Engagement und viel Herzblut hat er das alte Gebäude im alten Stil wieder aufgebaut und bietet Reisenden Quartier, Gastfreundschaft und Freundschaft. Wir haben uns total wohl gefühlt und die Zeit hier sehr genossen.
1001 Nacht
Der ideale Platz zum Chillen, Lesen, Pläne machen
gemeinsam kochen, essen und quatschen
Mit viel Liebe zum Detail hat Mohammad alles renoviert
Die Zufahrt ist in so einem alten Dorf mit engen Straßen natürlich nicht so einfach. Keinen cm hätten wir länger sein dürfen
Weiter geht es, nach
Yazd.
Eine Stadt, die wir auch 2016 schon besucht hatten, und eine der schönsten Städte des Iran, wie wir finden. Wunderbarerweise wurde Yazd von den meisten Eroberungsstürmen verschont und ist weitgehend in seiner Ursprünglichkeit erhalten. Die Lehmbauten mit ihren kuppelförmigen Dächern, Windtürmen und engen Gassen bieten Schutz vor der sengenden Sonne. Es ist deutlich kühler als draußen und wir schlendern durch diese verwinkelten Gassen, lassen uns treiben. Abends sitzen wir auf der Dachterrasse eines Restaurants und genießen die laue Nachtluft und leckeres iranisches Essen.
Und wir besuchen eine Zurkhaneh Veranstaltung, eine traditionelle iranische Kampfkunst. Hier zeigen Männer, und zwar ganz junge bis ganz alte, ihr Können und ihre Kraft, indem sie Holzkeulen in einem bestimmten Rhythmus schwingen. Das ist sehr beeindruckend, zumal es Tradition, ehrlicher Sport und so gar nicht touristisch ist.
Freitagsmoschee
Schöne Gassen in der Altstadt
... wo es richtige Handwerker gibt. Leckeres frisches Brot direkt aus dem Ofen geholt
Schon die Kleinsten machen mit, und ebenso die Älteren
Auf unserem weiteren Weg kommen wir durch den sehr hübschen Ort
Arbakuh.
Hier übernachten wir neben einem zohorastischen Feuertempel und schauen uns einen angeblich 4.000 Jahre alten Baum an. Der sieht zwar ziemlich unspektakulär aus, aber wir glauben mal an die schöne Geschichte. Dieser kleine Ort hat noch mehr zu bieten: schöne Moscheen, eine tolle alte Festung und ein Eishaus. Hier wurde im Winter Eis und Schnee hergebracht, um im Sommer Lebensmittel zu kühlen.
Diese Zypresse soll 4.000 Jahre alt sein. Was sie wohl alles erlebt hat?
Vor acht Jahren, als wir mit unseren Motorrädern den Iran bereisten, haben wir es nicht geschafft. Diesmal steht es ganz oben auf unserer Wunschliste:
Persepolis
Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Stadt der Perser“. Sie wurde 520 v.Chr. gegründet und war eine der Hauptstädte des Perserreiches. Bereits 330 v.Chr. wurde die Stadt durch Alexander dem Großen zerstört und wurde nie wieder aufgebaut. Da die Bewässerungsanlagen ebenfalls vernichtet wurden, wurden die Gebäude weitgehend vom Wüstensand bedeckt und dadurch konserviert. Einige (wenige) Teile der Anlage können heute besichtigt werden. Die alte Pracht kann man leider nur noch erahnen.
Unmittelbar neben dem alten Persepolis liegen mehrere Königsgräber von Naqsch-e-Rostam. Absolut sehenswert und lange nicht so überlaufen wie ähnliche Anlagen in Jordanien oder Saudi-Arabien.
Sowohl direkt neben dem Gelände von Persepolis, als auch hier können wir parken, und zwar kostenlos. Es ist aber auch nicht wirklich etwas los. Auch hier: (ausländische) Touristen Fehlanzeige.
Persepolis liegt in der Nähe von
Shiraz,
unserem nächsten Ziel. Die Suche nach einem Stellplatz ist nervenaufreibend. Keiner der in den bekannten Apps aufgeführten Plätze ist geeignet, gar nicht vorhanden oder wir dürfen nicht parken. Schließlich ist sie wieder da, die freundliche Hilfsbereitschaft der Iraner. Einer fährt mit seinem Auto vor uns her und lotst uns zu sage und schreibe drei Plätzen (die alle nicht gehen, siehe oben), bis er schließlich doch fündig wird. Der Platz hat zwar eine etwas zu enge Einfahrt mit etwas zu niedrigen Kabeln, aber: „no problem“.
In Shiraz besuchen wir die rosa Moschee und bummeln wieder durch den Bazar. Aber wir nehmen auch eine etwas andere Stimmung wahr. Bilden wir uns das ein, oder gibt es abschätzige bis feindselige Blicke?
Die rosa Moschee
...ist wirklich überall rosa.
Auf jeden Fall geht unsere Zeit im Iran dem Ende zu. Wir hatten vier Wochen voller Emotionen, voller Eindrücke, und nun ist es auch genug. Haben uns vorher alle vor einer Reise in den Iran gewarnt, sind wir froh, hier gewesen zu sein. Die Menschen die wir getroffen haben waren freundlich zu uns, wollen keine Konfrontation oder gar Krieg. Nun, Ende September, eskaliert die politische Situation aber immer mehr. Wir fühlen uns nicht mehr wohl. Deshalb beschließen wir, das Land auf dem kürzesten und schnellsten Weg zu verlassen. Uns wird sich Pierre, ein Schweizer Motorradfahrer, anschließen und gemeinsam fahren wir in zwei strammen Tagesetappen zur Grenze nach Abadan, um in den Irak einzureisen, durch Basra zur 70km entfernten irakisch-kuwaitischen Grenze zu fahren und nach Kuwait zu kommen.
Zwei lange harte Fahrtage bei Hitze, Staub und schlechten Straßen meistern wir zusammen mit Pierre
... übernachten an Hotel Parkplätzen, nicht schön aber sicher.
Am Dienstag, den 01. Oktober, erreichen wir die Grenze um 08:00, reisen problemlos aus dem Iran aus, überstehen Chaos, Hitze und Sandsturm bei er irakischen Einreise, fahren nachmittags durch den Höllenverkehr durch Basra, passieren die korrupteste Grenze und verlassen den Irak. Nach einer sehr freundlichen aber gründlichen Einreiseprozedur heißt es gegen 21:30 Uhr desselben Tages:
„Welcome to Kuwait“.