Oktober 2024 – Arabische Halbinsel – Erste Tage

 "Gib das was dir wichtig ist niemals auf, nur weil es nicht einfach ist."

Albert Einstein

Nachdem wir in zwei langen Fahretappen zur iranisch-irakischen Grenze gefahren waren, nachdem wir das chaotische Bordercrossing aus dem Iran heraus und in den Irak hinein, die chaotische Fahrt durch das chaotische Basra und die chaotische Ausreise aus dem Irak an einem Tag am 01. Oktober geschafft hatten, war nur noch die Einreise nach Kuwait zu absolvieren, die absolut korrekt und geordnet ablief. Tja, und dann hieß es nach insgesamt 13 Stunden:

Welcome to Kuwait.

Fix und fertig, aber glücklich, haben wir es tatsächlich geschafft. Wir sind auf der arabischen Halbinsel angekommen. Genau 163 Tage nachdem wir in Deutschland gestartet sind. Allen Widrigkeiten rund um diverse Reparaturen zum Trotz.

Jetzt liegen etwa genauso viele Tage vor uns, um die arabische Halbinsel zu bereisen. Erst im März nächsten Jahres werden wir auf der Rückfahrt sein (müssen).

Von der Grenze führt eine Straße schnurgerade etwa 100km durch Wüste, nach Kuwait City. Wir erleben das „alte“ Kuwait, staunen über das „neue“ Kuwait, und stehen dann erst einmal einige Tage nur an einem wilden Strand in Kuwait City. Jetzt können wir erst einmal durchatmen. In Kuwait fühlen wir uns sicher. Unsere Visa gelten für 30 Tage einmaligen Aufenthalt. Umfangreiches Sightseeing machen wir zwar nicht, schließlich ist es Anfang Oktober immer noch sehr heiß über 45 Grad tagsüber, aber einfach nur schnell durchfahren wollen wir auch nicht. Wir fahren an der Corniche entlang, einer kilometerlangen breiten Straße mit palmengesäumter Promenade und vielen Restaurants, Cafe´s und jeder Menge Park- und Stellmöglichkeiten. Die Atmosphäre ist ruhig, vollkommen stressfrei und freundlich. Die Stadt ist modern, aber nicht so glitzerig wie Dubai, sondern wirkt irgendwie bodenständig. Uns gefällt es hier jedenfalls sehr gut.

Kamele

 Das "alte" traditionelle Kuwait...

Strom Masten 

... und das moderne Kuwait. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Skyline 

 Kuwait City. Entlang der Küste führt eine großzügige Straße, gesäumt von Palmen, Wegen und Parkplätzen, entlang. 

Corniche

 

old souk

Kuwait City. Old Souk

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Kuwait City. Eines der Wahrzeichen sind die imposanten Wassertürme

wildcamping

Mitten in Kuwait City - ein breiter wilder Strand, an dem wir mehrere Tage stehen.

Ein Besuch im Erdölmuseum rundet unsere Zeit ab. Nicht nur die vielen Informationen rund um die Ölförderung und -verarbeitung sind spannend, sondern auch der intensive Bericht über den Krieg Anfang der 90er Jahre. Irak hatte beschlossen, sich Kuwait einzuverleiben und angegriffen. Als die irakischen Truppen, mit Hilfe einer großen Koalition Verbündeter, allen voran die USA, zurückgedrängt wurden, zerstörten sie gezielt Ölanlagen, steckten sie in Brand, und öffneten die Sperrriegel an kuwaitischen Ölterminals, so dass sich riesige Mengen Öl in den Persischen Golf ergossen und eine Umweltkatastrophe auslösten. Insgesamt brannten 600 Ölquellen. Bilder vom rußschwarzen Himmel, von Ölteppichen, von riesigen Feuern sind sehr verstörend.

Am 1. März 1991 gab die kuwaitische staatliche Ölgesellschaft bekannt, dass 950 Ölquellen brannten oder auf andere Weise durch den Irak sabotiert worden waren, z. B. durch Verminung. Spätere Analysen ergaben, dass alleine 730 Quellen angezündet worden waren, von denen viele über Monate brannten. Hierbei verbrannten rund 1,5 Mrd. Barrel bzw. 240 Mrd. Liter Erdöl unkontrolliert, wodurch es zu schwersten Umweltschäden kam.

Quelle: Wikipedia

Mit Hilfe aus der ganzen Welt, vor allem aus den USA, gelang es nach Monaten, aber viel früher als zunächst befürchtet, die Feuer zu löschen. Die Firefighter werden immer noch als Helden verehrt. Die Kuwaitis sind zurecht stolz darauf, was sie in so kurzer Zeit nach dieser großen Katastrophe geschafft haben.

Olmuseum

 Das Erdöl Museum

Olmuseum2

 Wir bekommen interessante Informationen zur Förderung und Verarbeitung von Erdöl. Hier sehen wir, wieviel Öl in jeder Sekunde jeden Tag gefördert wird.

Olmuseum Feuer 

Auch einen intensiven Film zum irakischen Angriff 1990/91 sehen wir. Hier sind die brennenden Ölfelder zu sehen, die den Himmel schwarz färben.

Nach gut einer Woche fahren wir schließlich zur saudi-arabischen Grenze. Vor dem Bordercrossing übernachten wir noch einmal in Al Khiran, einer neuen modernen Stadt mit künstlich angelegten Seen, Palmen und Grünanlagen – mitten in der Wüste. Es wirkt auf uns etwas surreal. Aber es nötigt auch Respekt ab, dass solche Projekte einfach durchgeführt werden. 

Al Khiran2

 Al Khiran - eine moderne neue Stadt mit künstlich angelegten Seen und Grünanlagen.

Al Khiran1

Al Khiran, hier verbringen wir die letzte Nacht in Kuwait.

Die Grenze zwischen Kuwait und Saudi-Arabien ist das komplette Gegenteil zu Iran/Irak – alles piksauber, ordentlich, freundlich. Nach nicht einmal 2 Stunden sind wir tatsächlich im

Königreich Saudi-Arabien.

Immer noch staunen wir ungläubig und denken: „Wir haben es geschafft. Wir haben es tatsächlich geschafft!!!“ Noch vor wenigen Jahren war es nicht möglich, ein Touristenvisum zu erhalten. Frauen durften nicht Auto fahren. Und wir sind jetzt hier. Mit unserem eigenen Fahrzeug.

Es ist heiß. Wir sind zu früh hier. Zu allem Überfluss macht genau jetzt unser Kühlschrank Zicken, schaltet manchmal einfach ab, unsere verderblichen Lebensmittel werden nicht zuverlässig gekühlt. Das ist sehr lästig, nervt total, aber es ist kein Weltuntergang. Wir trösten uns damit, dass wir bei unserer Motorradreise vor 8 Jahren schließlich auch keine Kühlbox hatten. Geht alles. Jürgen baut den Kühlschrank aus, wir lesen uns ein, schließen eine Fehlerquelle nach der anderen aus: Außentemperatur (49 Grad im Schatten), Kompressor, Steuergerät. Wollen ein Steuergerät besorgen und in den Oman schicken lassen. Checken schließlich unsere Stromversorgung. Das Cerbo (Steuereinheit) ist nicht richtig eingestellt. Es weiß schlicht nicht, dass wir 3 Batterien haben und meldet immer 100%, wenn eine Batterie voll ist. Wir suchen uns also einen Platz, an dem es Strom gibt und laden alles voll, was geht. Korrigieren die Anzeigen (das geht nur in einer App). Während einer Reise, mit eingeschränktem Internet, ist das alles wahnsinnig mühselig… Und so richtig sicher funktioniert es immer noch nicht.

Ende vom Lied: ein Solarpaneel ist kaputt, das verbliebene liefert gerade so viel Strom, um über die Nacht zu kommen. Manchmal auch zu wenig, dann geht der Kühlschrank aus. Wochen später werden wir uns im Oman ein neues Solarpaneel kaufen und erst dann endgültig das Problem beheben können.

Aber zunächst genießen wir dieses unbekannte tolle Land, Kühlschrank hin oder her. Immer wieder werden wir freundlich angesprochen, eingeladen, bekommen Datteln, Wasser oder irgend etwas geschenkt. Jetzt fahren wir erst einmal zum

Daumen des Teufels,

einem spektakulären Felsen mitten im Nirgendwo. Dorthin führt eine Piste. Ein klitzekleines bisschen Wüstenfeeling spüren wir hier schon. Die Stille und der Sternenhimmel sind phantastisch. Was wird da erst noch mitten in der Wüste kommen?

Danach fahren wir die Küste entlang, stehen immer wieder sehr schön, erreichen Salwa, wo es einen Stellplatz für Wohnmobile gibt, inklusive Wasser und Strom, und das alles kostenlos. Irgendwann werden wir wieder einmal angesprochen, diesmal auf Deutsch. Michael, ein Traveller aus Österreich, kommt vorbei und wir sitzen den ganzen Abend sehr nett zusammen. Wir merken, dass wir gut miteinander können. Und entschließen uns beide ziemlich spontan, einen echten Wüstentrip in die Rub al Khali gemeinsam zu machen. 

Teufelsdaumen

Saudi-Arabien - unser erster Felsen hier. Genauso haben wir uns das vorgestellt.

Teufelsdaumen2

 Wüstenfeeling pur. Wir sind vollkommen alleine.

Strand

Auch das ist Saudi-Arabien - ein toller Stellplatz direkt am Strand. Das paradisiesche Bild trügt etwas, denn die Locals lassen ihre Generatoren für die obligatorischen Klimaanlagen in ihren Campern laufen... Also verlassen wir diesen Platz und fahren weiter zum nächsten nach Salwa.

Also verabreden wir uns zwei Tage später in Shubaytah. Dort beginnt ein guter Track zu den 

„Perlen in der Wüste“, 

ca 400km hinein in die Wüste, zu einigen Süßwasserseen mittendrin. Aber das soll eine eigene Geschichte werden.

Blaue Perlen Drohne

 

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