Dezember 2024 – Letzte Tage im Oman, VAE, Liwa und Silvester in Abu Dhabi
„Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gutgehen wird. Aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schiefgehen wird.“
Friedrich Schiller
Die unbeschwerte Freude an unserer Reise ist erst einmal weg. Die letzten Wochen an den Buchten und Stränden und in den Dünen des Oman waren einfach so wunderschön, das musste ja irgendwann ein Ende haben… Wir versuchen, irgendwie weiterzumachen.
Auf jeden Fall müssen wir in ein paar Tagen den Oman verlassen, weil unsere Visa ablaufen. Wir können entweder durch die Vereinigten Arabischen Emirate fahren, oder wieder direkt nach Saudi-Arabien an der Grenze im Empty Quarter. Diese letztere Variante bevorzugen wir, auch weil wir vermutlich dort weniger Probleme mit unserem Hund haben werden. Und in ein paar Tagen ist Weihnachten...
Von anderen Reisenden wissen wir, dass der Grenzübertritt mit einem Tier schwierig bis unmöglich sein kann. Wir selbst konnten nicht nach Katar einreisen, weil ein (sehr teures) Zertifikat für Nelly fehlte. In diversen Foren gibt es Hinweise, dass ein Export- und Importdokument benötigt wird, und zwar für jeden (!) einzelnen Grenzübertritt. Auch die Tierkliniken in Muskat bestätigen uns das. Diese Papiere sollen mehrere Hundert Dollar kosten… Bisher haben wir immer Glück gehabt und Nelly, die gechipt und geimpft ist und in Muskat ein Hygienezertifikat (das ist nicht das Exportdokument…) bekommen hat, so über die Grenzen gebracht.
Wir machen uns also auf den Weg nach
Nizwa.
Dort gibt es einen Biker Campingplatz, eine Seltenheit in der arabischen Welt, wo jedermann überall frei campen darf. Es gibt WC, Duschen und WASCHMASCHINEN, und Strom. Den brauchen wir dringend, denn unser neues Solarpaneel, das wir in Salalah gekauft und montiert hatten, ist uns während der Fahrt auf normaler Straße weggeflogen. Nicht auszudenken, was da alles hätte passieren können. Es war offensichtlich nicht richtig befestigt gewesen. Nun geht das alte Problem wieder los, wir haben nicht genug Strom.
Also machen wir ein paar Servicetage mit Wäschewaschen, Auto gründlich reinigen, Wartungsarbeiten und Batterien aufladen. Wir treffen hier Pierre mit seiner BMW wieder. Gilles und Muriel sind schnell überredet auch herzukommen. Mit dem Inhaber des Biker Campings, Ahmed, freunden wir uns an. Er ist Vollblutbiker und Reisender wie wir und war schon in 93 Ländern. Ein Supertyp. Und so kommt die Reisefreude ganz langsam wieder.
Nizwa Bikers camp ground
Piksaubere Sanitäranlagen, Waschmaschinen, Kühlschrank, Küche und Fahrräder. Jeder Platz hat Stromanschluß. Perfekt!
Kleine Auswahl
Ahmed hat in Nizwa auch eine Motorradwerkstatt.
Ahmed erzählt uns, dass er bald in die Emirate aufbricht zum Liwa Festival. Auch Gilles möchte dorthin. Irgendwie reizt uns das auch. Als Ahmed uns im Namen der Scheichfamilie einlädt, sagen wir zu. So richtig bewusst, auf was wir uns da einlassen, ist uns das hier noch nicht…
Um das Ganze rund zu machen, beschließen wir, zusammen mit Gilles und Muriel in die Emirate einzureisen, dort einen schönen Platz in der Wüste zu suchen und gemeinsam Weihnachten zu verbringen. Und danach zusammen zum Liwa Festival zu fahren.
Das Bordercrossing in Al Ain ist problemlos. Für Nelly interessiert sich niemand. Weihnachten verbringen wir mitten in der Wüste zusammen mit unseren Freunden. Wir haben eingekauft, kochen zusammen, schauen in den Sternenhimmel, hören Lieblingslieder und spielen Pétanque (ganz klar, wenn man mit Franzosen unterwegs ist). Eines unserer schönsten Weihnachten.
Mitten in der Wüste genießen wir ein ruhiges Weihnachten mit unseren Freunden, völlig ohne Stress
Aber natürlich mit gutem Essen.
Beim Pétanque schlagen wir uns ganz gut...
... haben aber gegen den französischen Profi keine Chance.
Tja, und dann
Liwa.
Mitten in der Rub al Khali auf der Emirateseite verwandelt sich ein stilles Fleckchen Wüste für drei Wochen in einen heißen Partyspot. Es werden Hunderte Zelte aufgebaut, dazu Sanitäranlagen, Foodtrucks, ein Krankenhaus, Werkstätten, ein ganzer Lulu Supermarkt. Hier finden Rennen mit Monstertrucks, Buggys und alles Mögliche statt. Aber vor allem geht es darum, auf der angeblichen größten Düne der Rub al Khali rauf und runter zu heizen.
Wir sind tatsächlich Gäste des Scheich Suhail, ein Enkel des Scheich von Dubai, einer der Gründer der Emirate. In dessen VIP Area stehen wir mit unserem Stony und werden wahrhaft königlich umsorgt. Abends sitzen wir alle zusammen um ein Feuer, die Männer rauchen Wasserpfeife, es sind wunderbare Tage und Nächte. Jeden Abend gibt es ein Feuerwerk. Wir essen alle zusammen nach arabischer Sitte auf dem Fußboden, mit der (rechten) Hand. Es schmeckt phantastisch. Wir fühlen uns willkommen und rundum wohl.
So kann man auch in die Wüste fahren: auf einer perfekt ausgebauten Autobahn.
Der erste Eindruck vom Liwa Biwak
Diese Dünen werden mit allen möglichen Gefährten hoch- und runter gefahren.
und zwar rund um die Uhr.
Der Sound der Motoren (oder Lärm) ist ohne Unterbrechung zu hören
Abends sitzen alle Gäste des Scheichs hier zusammen
1001 Nacht
Die Stimmung ist ruhig, freundlich und fröhlich
Gegessen wird nach arabischer Sitte auf dem Boden
Hier haben die Jungs Spaß beim Dünenreiten
... und Clelia sitzt hier schon mal Probe.
Einige Biker sind auch Gäste des Scheich.
Im VIP Camp des Scheich fühlen wir uns als Gäste wirklich willkommen
Liwa Biwak. All das steht hier nur für drei Wochen. Aber nach Liwa ist vor Liwa
Auch ein Outdoor Markt lockt
Scheich Suhail, hier mit roter Mütze
Wir bekommen Geschenke von Scheich Suhail überreicht, und wir sind jetzt Ehrenmitglieder des Biker Clubs UAE
Nach ein paar Tagen brechen wir auf, das heißt, wir wollen aufbrechen. Aber Stony spring nicht an. Wir brauchen Starthilfe. Kann mal passieren, denken wir. Aber das geht so weiter. Wir brauchen immer jemanden, der uns Starthilfe gibt, und zwar 24V, also LKW oder etwas ähnliches. So schaffen wir es irgendwie nach
Abu Dhabi.
Hier finden wir mitten in der Stadt nahe der Marina einen Parkplatz, auf den wir uns erst einmal stellen. Es ist Silvester. Von unserem Logenplatz sehen wir das schöne Feuerwerk und wir haben sogar eine kleine Flasche Sekt zum Anstoßen kaufen können. Happy New Year!
Mitten in der City haben wir einen versteckten Parkplatz gefunden, neben der Marina
auf dieses Luxushotel schauen wir von unserem Stellplatz aus
und so genießen wir auch das fantastische Feuerwerk, direkt von unserem Stony aus
Happy New Year
Als erstes müssen wir uns um unsere Fahrzeugbatterie kümmern. Eine von zwei Starterbatterien ist kaputt. Hier kann man alles Mögliche per App bestellen und sich liefern lassen: Essen, Einkäufe, Teile, sogar Benzin. Auch Autobatterien. Man ruft an, gibt seinen Standort an und dann kommt jemand.
Leider passen keine der Batterien. Wir fahren also am nächsten Tag in die Industrial Zone und von Laden zu Laden und fragen nach Batterien. Immer mit laufendem Motor, versteht sich. Bei der Gelegenheit suchen wir auch gleich einen Laden für Solarpaneele, und wir werden fündig.
Und so kommt es, dass wir zwei neue Starterbatterien einbauen lassen, bei dem einen Händler. Und Jürgen mit den Jungs von Formost Solar Energy abends im Sonnenuntergang noch ein neues Solarpaneel auf das Dach des Stony baut.
Der garantiert schnellste Batterielieferservice der Stadt. Sie haben zwar LKW Batterien, die passen aber leider nicht. Schade.
Starthilfe heavy duty. Wir haben 24 Volt Batterien, deshalb brauchen wir immer auch einen LKW oder etwas ähnliches zum Starten
Ein Solarpaneel wurde bestellt, geliefert und wird noch am selben Abend angebracht
Fahrzeugbaumeister Jürgen misst lieber selber und sagt was wie gemacht werden soll
Jürgens Werkzeugkisten sind besser ausgestattet als mancher Schrauberladen hier. Also kommt die Akku Flex zum Einsatz.
Voila. Nicht perfekt, aber es funktioniert
Was für ein Jahreswechsel!
Vor zwei Wochen noch waren wir ziemlich deprimiert, wussten nicht so recht wie es weitergehen soll. Jetzt waren wir VIP Gäste des Scheich, feierten Silvester in Abu Dhabi, lösten zwei wichtige technische Probleme und sind immer noch on the road.
Jetzt müssen wir uns aber beeilen, denn wir wollen zur Rallye Dakar in Saudi-Arabien.